Karta—
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Video, 2020
Das Plattenbauwohnhaus in Warschau in der Kartaginy-Straße 1 wurde in den 1970er Jahren im System des sozialistischen Wohnungsbaus errichtet. Es besteht aus 6 Treppenhäusern, 14 Stockwerken und 378 Wohnungen. Es ist 36 Meter hoch, 175 Meter lang und zwischen 11,5 und 13,5 Meter breit. Im Inneren dieses Betonriesen aus der vorangegangenen Epoche bewegt sich eine nackte weibliche Person. Wie in einen Käfig eingesperrt, steigt sie monoton die Treppe hinauf, die kein Ende zu haben scheint.
Das Video bezieht sich auf die Werke der polnischen Kunstavantgarde aus der Zeit der beginnenden politischen Transformation vor 1990. Die Kunstschaffenden reflektierten damals in ihren Arbeit die Dynamik und Richtung dieser Veränderungen. Sie blieben jedoch in der Wahl der künstlerischen Ausdrucksformen weiterhin eingeschränkt. Ein Teil von ihnen, u. a. Natalia LL, konzentrierte sich auf ihren eigenen Körper. Für viele war dies die einzige Möglichkeit, ihre systemkritischen Gedanken angesichts der politischen Zensur öffentlich zu kommunizieren. Die Avantgardisten kombinierten das Forschungsfeld „nackter Körper“ mit der Erprobung von modernen Technologien des bewegten Bildes. Auf diese Weise hielt die Videoperformance Einzug in die polnische Kunstszene.
Bilder:
Zuzanna Kryńska, Kartaginy 1 / Foto (Screenshot): Zuzanna Kryńska
Zuzanna
Krynska
Zuzanna Kryńska / Warschau – Dresden / PL (geb. 1993 in Warschau) studierte Bildhauerei und Kunstpädagogik. Sie verwendet verschiedene Medien und Techniken und kombiniert sie, um Aussagen zu Dingen zu treffen, die sie umgeben oder direkt berühren. Ihr Schwerpunkt sind gesellschaftspolitische Allegorien der weiblichen Körperlichkeit.
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